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Radwerk 1

Mitten in der Steiermark, dem grünen Herzen Österreichs, am Fuße des Erzbergs, schlummert in Vordernberg ein architektonisches und geschichtsträchtiges Juwel: das Radwerk 1

Was ist ein Radwerk?

Ein Radwerk war ein im Mittelalter entwickelter und bis zum Ende des 19. Jahrhunderts verwendeter, heute technisch überholter Hochofentyp, der mit Holzkohle betrieben wurde.

 

Diese Hochöfen dienten der Eisengewinnung. Um für die Eisenerzeugung möglichst hohe Temperaturen in den Schmelzöfen zu erzielen, wurde Luft eingeblasen.

 

Die Blasebälge wurden zuerst mit Tretwerken und später mit Wasserrädern betrieben.

 

Aus diesem Grund lagen die Schmelzhütten immer am Wasser und ein typisches Bauelement war das Wasserrad – darauf geht auch der Ausdruck „Radwerk“ zurück.

Die Geschichte des Radwerk 1

  • 1578: Erstmalige urkundliche Erwähnung des Radwerk 1 als Schmelzwerk
     

  • 1760: Umbau des Stuck- in einen Floßofen erhöht die tägliche Schmelzleistung auf 3 t Roheisen
     

  • 1844: Erhöhung des Hochofens auf 8,4 m steigert die tägliche Schmelzleistung auf 10 t Roheisen
     

  • 1861: Beginn des Neubaus der gesamten Anlage nach einem Brand
     

  • 1863: Inbetriebnahme des 10,4 m hohen neuen Hochofens und der gichtgasbeheizten Röstanlage
     

  • 1900: Umbauarbeiten und Prozessoptimierung verbessern die tägliche Schmelzleistung auf 20 t Roheisen
     

  • 1907: Stilllegung des Radwerks 1
     

  • 1908: Abtragung des Hochofens und weitere Nutzung als Sägewerk und Dachpappenfabrik
     

  • 1981: Die Liegenschaft erhält den Denkmalschutz-Status

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Unsere

Gebäude

Das Radwerk 1 präsentiert sich heute – mit Ausnahme des Hochofens – als vollständiges Ensemble einer traditionellen Vordernberger Schmelzanlage einschließlich Gewerkenhaus und Nebengebäuden. Es ist das einzige in sich abgeschlossene Radwerk im Alpenraum. 

Derzeit befindet sich das Radwerk 1 in zweiter Generation in Privatbesitz der Familie Wirnsberger-Brandl

Giesshall

Giesshalle

Die Giesshalle liegt am Bachufer und umschloss früher den Ofenstock. Hier fand der Roheisenabstich statt. Die Schmelzleistung des Floßofens lag 1760 bei 3 t Roheisen pro Tag. Im Jahr 1844 stieg durch die Erhöhung des Hochofens die Tagesleistung auf 10 t Roheisen. Gute Erzvorbereitung, Blasen mit Heißwind, Einbau von 8 Blasformen und Vergrößerung der Röstanlage verbesserten die tägliche Schmelzleistung um 1900 auf ca. 20 t Roheisen.

Möllergebäude

Im Möllergebäude, das sich im Hang hinter der Gießhalle erhebt, wurde das Beschickungsgut aufbereitet und gemischt: das Erz geröstet und gemeinsam mit der Holzkohle im Gichtturm auf das Niveau der Hochofengicht gehoben. Das Erz kam unmittelbar vom Erzberg und wurde mittels der Erzbergbahn ins Möllergeäude geliefert. 

Möllergebäude
Kohlbarren

Kohlbarren

Im riesigen Kohlbarren wurden in 4 Geschossen bis zu 3.700 t Holzkohle gelagert. Diese wurde als Brennmaterial für die Eisenerzeugung benötigt. Der Kohlbarren ist der am besten erhaltene in ganz Österreich. Er war über eine Brücke mit dem Möllergebäude verbunden, über die die Holzkohle angeliefert wurde.

Roßstall

Roßstall

Im Roßstall, der an den Kohlbarren anschließt, wurden im Parterre für die verschiedenen Transportaufgaben 20 Pferde gehalten. Im Obergeschoß, welches ebenfalls über die Straße und Brücke befahrbar ist, wurde Heu gelagert. Allein für die Pferde und Wagenbeschläge wurden 3.000 kg Eisen pro Jahr benötigt. 

Historische Bedeutung von Vordernberg

  • In Vordernberg befanden sich 14 Radwerke entlang des Baches.
     

  • Sie sind die größte eisengeschichtliche Sehenswürdigkeit entlang der Eisenstraße.
     

  • Der wirtschaftliche Aufschwung von Vordernberg ging auf Erzherzog Johann zurück. Er reformierte das Eisenwesen rund um den Steirischen Erzberg. 
     

  • Als Zentrum der Roheisenerzeugung war Vordernberg jahrhundertelang einer der bedeutendsten Industrieorte in Mitteleuropa.
     

  • Ende des 19. Jahrhunderts kam es zum Niedergang der Kleineisenindustrie – nur wenige Unternehmen schafften den Übergang zu industriell geführten Großunternehmen.

Bergbautradition der steirischen Eisenstraße

Direkt aus dem alltäglichen berg- und hüttenmännischen Arbeitsgeschehen der Erzgewinnung entwickelte sich das Kulturerbe der Steirischen Eisenstraße. 

Heute lebt die Bergbautradition in zahlreichen Praktiken, wie dem Eisenerzer Bergmannstanz, dem bergmännischen Liedgut, der Bergmannsmesse, den Trachten, dem Ledersprung, den Barbarafeiern und den studentischen Bräuchen der Montanuniversität Leoben weiter. 

 

2018 wurde das „immaterielle Kulturerbe der Berg- und Hüttenleute an der Steirischen Eisenstraße“ in das nationale Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes in Österreich der UNESCO aufgenommen. Hier ein Video darüber:

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